Sind Stundennachweise Pflicht?
Gefragt von: Annelies Ullrich | Letzte Aktualisierung: 11. Juni 2023sternezahl: 4.7/5 (13 sternebewertungen)
Ab dem 1. Oktober 2022 gilt in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro je Stunde. Um sicherzustellen, dass dieser tatsächlich für jede Arbeitsstunde bezahlt wird, besteht in bestimmten Branchen die Pflicht, die Arbeitszeiten zu notieren (Dokumentationspflicht).
Ist ein Stundennachweis Pflicht?
Arbeitgeber dürfen mit der Arbeitszeiterfassung nicht warten, bis das Arbeitszeitgesetz an die Rechtsprechung des BAG angepasst ist. Bestätigt die Verbindlichkeit der BAG-Entscheidung vom 13. September 2022, dass auch in Deutschland die gesamte Arbeitszeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufzuzeichnen ist.
Hat Arbeitnehmer Recht auf Stundennachweis?
Laut Arbeitszeitgesetz § 3 dürfen Arbeitnehmer:innen in Deutschland regelmäßig nicht mehr als acht Arbeitsstunden pro Arbeitstag leisten. Mit einem systematisch geführten Stundennachweis können Unternehmen belegen, dass sie diesem Gesetz nachkommen.
Was passiert wenn man keine Stundenzettel hat?
Wenn Sie die Stunden nicht, nicht vollständig, nicht rechtzeitig aufzeichnen oder nicht mindestens 2 Jahre aufbewahren, drohen Ihnen Bußgelder von bis zu 30.000 Euro.
Wann wird die Arbeitszeiterfassung Pflicht?
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt stellt in seinem Urteil (1 ABR 22/21) vom 13.09.2022 fest, dass Arbeitgeber :innen nach § 3 Abs. 2 Nr. 1 ArbSchG verpflichtet sind, ein System einzuführen, mit dem die von Arbeitnehmer :innen geleistete Arbeitszeit erfasst werden kann.
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Für wen müssen Stundennachweise geführt werden?
Was muss im Stundennachweis stehen? Gemäß § 17 Abs. 1 MiLoG sind für Minijobber und Beschäftigte der betroffenen Wirtschaftszweige Beginn, Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit aufzuzeichnen und zwar spätestens bis zum Ablauf des siebten Kalendertages, der auf die erbrachte Arbeitsleistung folgt.
Wann entfällt die Dokumentationspflicht?
Für alle weiteren Arbeitnehmer, die nicht bereits seit 12 Monaten mehr als 2.000 Euro brutto verdienen, entfällt die Aufzeichnungspflicht -wie bisher - ab einem monatlichen Bruttogehalt von mehr als 2.958 Euro.
Wer muss keine Arbeitszeitaufzeichnungen führen?
Ebenfalls entbehrlich sind Arbeitszeitaufzeichnungen nach dem MiLoG und dem AEntG für im Betrieb des Arbeitgebers im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses arbeitende Ehegatten, eingetragene Lebenspartner, Kinder und Eltern des Arbeitgebers.
Wer kontrolliert Arbeitszeiterfassung?
Das Arbeitszeitgesetz wird von den Arbeitsschutzbehörden kontrolliert. Verstöße gegen die Vorschriften zu Arbeits- und Ruhezeiten können mit einem Bußgeld bis zu 30.000 Euro geahndet werden.
Wie muss der Arbeitgeber die Arbeitszeit erfassen?
Ob die Aufzeichnung handschriftlich oder digital erfolgt, ist also Arbeitgebenden überlassen. Grundsätzlich ist der Arbeitgebende laut § 16 ArbZG verpflichtet, die Zeiten zu erfassen. Allerdings kann er die Zeiterfassung an den Arbeitnehmenden delegieren.
Ist Arbeitszeiterfassung Arbeitszeit?
Was steht derzeit im Arbeitszeitgesetz zur Arbeitszeiterfassung? § 16 Absatz 2 des Arbeitszeitgesetzes verpflichtet den Arbeitgeber zur Aufzeichnung der werktäglichen Arbeitszeit über acht Stunden sowie der gesamten Arbeitszeit an Sonn- und Feiertagen.
Was passiert wenn man zu wenig Stunden arbeitet?
Gibt es keine derartigen vertraglichen Regelungen, sind Minusstunden nicht möglich. Arbeitet der Angestellte trotzdem weniger als vereinbart, verstößt er gegen die vertraglichen Pflichten und der Arbeitgeber ist zu einer Abmahnung oder ein Gehaltskürzung berechtigt.
Was gehört zur Arbeitszeit was nicht?
Unter der Arbeitszeit versteht man die Zeit vom Beginn bis zum Ende der Arbeit – ohne die Ruhepausen. So ist es im Arbeitszeitgesetz (§ 2 Abs. 1 ArbZG) geregelt. Die Mittagspause oder andere Pausenzeiten zählen deshalb grundsätzlich nicht zur Arbeitszeit.
Wo melde ich Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz?
Den Verstoß melden Sie als Beschäftigter entweder beim Betriebsrat (falls vorhanden) oder direkt bei der zuständigen Aufsichtsbehörde. Häufig funktioniert dies auch anonym.
Warum müssen Minijobber Stundenzettel führen?
Das Führen von Entgeltunterlagen für Minijobber ist Arbeitgebern bekannt. Ab 1. Januar 2015 kommt eine weitere gesetzliche Dokumentationspflicht hinzu. Sie dient der Kontrolle der Mindestlohnbestimmungen - und kann bei Nichteinhalten ein Bußgeld nach sich ziehen.
Was ist Arbeitszeitnachweise?
Ein Arbeitszeitnachweis ist im Prinzip ein Überstundenverzeichnis, welches die Mehrarbeit als auch die Überstunden der einzelnen betroffenen Arbeitnehmer im Detail erfasst. In welcher Form die gesetzlich geregelte Arbeitszeiterfassung erfolgt, obliegt grundsätzlich der freien Entscheidung des Arbeitgebers.
Wie muss arbeitszeitbetrug nachgewiesen werden?
Ausschlaggebend sind bei Fällen rund um Arbeitszeitbetrug meist Zeugen und Urkunden. Sofern ein Betrug vorliegt, bedarf es für dessen Nachweis in der Regel keines Sachverständigen. Eine mögliche Ausnahme wäre die Manipulation eines digitalen Zeiterfassungssystems.
Sind 10 Minuten schon Überstunden?
Die früher bestehende Regelung, dass Arbeit, die sich daraus ergibt, dass nach Geschäftsschluss noch ein Kunde zu Ende bedient werden muss, bis zur Dauer von zehn Minuten nicht als Mehrarbeit zu werten ist, existiert nicht mehr!
Werden Pausen in der Arbeitszeit bezahlt?
Habe ich Anspruch auf Bezahlung der Pausenzeit? Nein. Feststehende Ruhepausen werden nicht bezahlt. Ausnahmen: Tarifvertraglich oder arbeitsvertraglich kann die Bezahlung von Ruhepausen jedoch vereinbart werden.
Kann mir mein Chef andere Arbeitszeiten vorschreiben?
Zwar kann der Arbeitgeber per Direktionsrecht die Arbeitszeiten frei bestimmen, darf dies allerdings nicht nach willkürlichen Maßstäben veranlassen, sondern muss nach dem Prinzip des billigen Ermessens agieren. Ob dies der Fall ist, hängt sehr stark vom Einzelfall ab.
Sind im Dienstplan minusstunden erlaubt?
Sind im Dienstplan Minusstunden erlaubt? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Prinzipiell gilt jedoch, dass nur dann Minusstunden gesammelt werden können, wenn ein vertraglich geregeltes Arbeitszeitkonto besteht. Ist dies nicht der Fall, gibt es keine Minusstunden.
Sind es minusstunden wenn der Arbeitgeber nach Hause schickt?
Minusstunden sind selbst verschuldet
Schickt er seine Mitarbeiter aufgrund eines Leerlaufs nach Hause, darf er von ihnen nicht verlangen, die Stunden später nachzuarbeiten oder gar das Gehalt kürzen. Aus Sicht des Arbeitsrechts befindet sich der Arbeitgeber im sogenannten Annahmeverzug.
Kann mein Arbeitgeber mich zu minusstunden zwingen?
Ob ein Arbeitgeber Minusstunden anordnen darf oder nicht, hängt also davon ab, ob ein Arbeitszeitkonto vereinbart wurde, oder nicht. Existiert ein Arbeitszeitkonto, dürfen Minusstunden angeordnet werden, ansonsten nicht.
Warum Zeiterfassung Pflicht?
Pflicht zur Zeiterfassung ist Arbeitsschutz
Aufgrund der Rechtsprechung des EuGH, dass die Mitgliedstaaten Arbeitgeber dazu verpflichten müssen, ein "objektives, verlässliches und zugängliches System zur Arbeitszeiterfassung" einzurichten, sei § 3 Abs.
Ist die digitale Zeiterfassung Pflicht?
2 Nr. 1 ArbSchG. Wie das BAG in seiner Entscheidung vom 13. September 2022 nun festgestellt hat, beinhaltet dies die Pflicht, ein Arbeitszeiterfassungssystem einzuführen, mit dem Beginn und Ende und damit die gesamte Dauer der Arbeitszeiten einschließlich der Überstunden erfasst werden.
Sollte man Spliss abziehen?
Was kosten 10 g Hasch?