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Wann ist ein Verdacht begründet?

Gefragt von: Frau Prof. Dr. Karla Böhm  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Verdacht bzw. Tatverdacht ist ein Begriff aus dem deutschen Strafverfahrensrecht und bedeutet, dass Strafverfolgungsorgane aufgrund tatsächlicher Anhaltspunkte (Indizien) und nach kriminalistischer Erfahrung es für möglich halten, dass eine Straftat begangen worden ist.

Wann liegt ein begründeter Verdacht vor?

(rationale Analyse und objektive Beurteilung von Sachverhalten) Page 4 Kriminalistische Verdachtslehre ( Ulf Steinert) Verdachtslehre Ein Verdacht liegt vor, wenn bei vernünftiger Betrachtung von Sachverhalten die begründete Annahme entsteht, dass ein kriminalistisch relevantes Ereignis vorliegt.

Was ist ein konkreter Verdacht?

Er besteht, wenn konkrete Tatsachen dafür sprechen, dass eine Straftat vorliegen. Bloße Vermutungen oder vage Verdachtsmomente genügen hierfür nicht. Gemäß § 152 Absatz 2 Strafprozessordnung (StPO) muss die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren einleiten, wenn ein Anfangsverdacht vorliegt.

Was ist ein dringender Verdacht?

Dringender Tatverdacht liegt vor, wenn aufgrund bestimmter Tatsachen eine große Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass der Beschuldigte als Täter oder Teilnehmer eine Straftat begangen hat. Er ist Voraussetzung für die Anordnung der Untersuchungshaft gegen den Beschuldigten (§ 112 Abs. 1 StPO ).

Welche Verdachtsgrade gibt es?

Folgende Verdachtsgrade werden im deutschen Strafprozessrecht unterschieden:
  • Anfangsverdacht.
  • Hinreichender Tatverdacht.
  • Dringender Tatverdacht.
  • Richterliche Überzeugung.
  • Änderungen im Verlauf des Verfahrens.

RÜ-Video 09/19 „Starker Verdacht“ begründet Beschuldigtenrechte

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Wann liegt kein hinreichender Tatverdacht vor?

Dass sich kein hinreichender Tatverdacht begründen lässt, liegt regelmäßig daran, dass der beschuldigten Person die strafbare Handlung nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden kann.

Wann ist man dringend tatverdächtig?

Namentlich muss ein sogenannter Haftgrund vorliegen. Ein Beispiel für einen solchen ist die Fluchtgefahr. Besteht also Grund zur Annahme, der dringend Tatverdächtige werde sich den behördlichen Ermittlungsmaßnahmen entziehen, wird Untersuchungshaft angeordnet.

Wie entsteht ein Anfangsverdacht?

Liegt dieser vor, so ist die Staatsanwaltschaft zur Aufnahme von Ermittlungen verpflichtet. Ein Anfangsverdacht ist gegeben, wenn zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für Straftaten vorliegen. Zureichende tatsächliche Anhaltspunkte sind dann gegeben, wenn die Möglichkeit einer strafbaren Handlung besteht.

Wann wird man zum Beschuldigten?

Ab wann bin ich „Beschuldigter“? Beschuldigter ist diejenige Person, gegen die wegen des Verdachts einer Straftat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist. Dafür müssen Tatsachen vorliegen, die den Verdacht einer begangenen Straftat nahelegen.

Was ist ein Tatverdächtiger?

Tatverdächtige sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) alle Personen, die nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen aufgrund ausreichender Anhaltspunkte verdächtig sind, eine rechtswidrige (Straf-)Tat begangen zu haben. Dazu zählen auch Mittäter, Anstifter und Gehilfen.

Was ist ein einfacher Tatverdacht?

Tatverdacht ist ein Begriff aus dem deutschen Strafverfahrensrecht und bedeutet, dass Strafverfolgungsorgane aufgrund tatsächlicher Anhaltspunkte (Indizien) und nach kriminalistischer Erfahrung es für möglich halten, dass eine Straftat begangen worden ist.

Wird man über ein Ermittlungsverfahren informiert?

Die Staatsanwaltschaft ist nicht dazu verpflichtet, einen Beschuldigten förmlich über die Aufnahme von Ermittlungen zu informieren. Erst wenn eine Vorladung von der Polizei im Briefkasten liegt, erfährt der Beschuldigte von dem Ermittlungsverfahren.

Wie lange darf die Polizei ermitteln?

Beim Ermittlungsverfahren ist eine Dauer nicht fest vorgegeben. Die Zeitspanne hängt vom Umfang und der Komplexität des Sachverhaltes ab. Je umfangreicher der Tatvorwurf, desto länger dauert das Ermittlungsverfahren.

Wann wird ein Verdächtiger zum Beschuldigten?

Ein Verdächtiger wird erst dann zum Beschuldigten, wenn die Ermittlunsgbehörden den Willen zum Ausdruck bringen, gegen diesen Verdächtigen ein Strafverfahren zu führen. Eingriffsmaßnahmen gegen Verdächtige (die noch nicht Beschuldigte sein müssen) sehen etwa die §§ 102, 163b Abs. 1 StPO vor.

Wie wird man tatverdächtig?

Eine Person ist als Tatverdächtiger anzusehen, wenn über den Grad von Vermutungen hinausgehend und unter Berücksichtigung kriminalistischer Erkenntnisse bewertbare Hinweise oder Indizien die Annahme rechtfertigen, dass die Person als Täter oder Teilnehmer eine bestimmbare Straftat begangen oder versucht hat.

Wer gilt als Vertrauensperson?

Als Vertrauensperson können folgende Personen herangezogen werden: Gesetzlicher Vertreter. Erziehungsberechtigter. Angehörige.

Kann die Polizei ein Ermittlungsverfahren einstellen?

Kann ein Ermittlungsverfahren auch eingestellt werden, obwohl ein hinreichender Tatverdacht gegen den Beschuldigten besteht? Ja, diese Möglichkeit ergibt sich aus § 153 StPO.

Was ist eine Beschuldigte Person?

Als Beschuldigter wird im deutschen und österreichischen Strafrecht eine strafmündige Person bezeichnet, der die Begehung einer Straftat vorgeworfen wird und gegen die daher ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren betrieben wird.

Welche Angaben muss ich als Beschuldigter machen?

Das Wichtigste vorweg: Niemand ist dazu verpflichtet, eine Aussage bei der Polizei zu machen – auch nicht als Beschuldigter! Sie müssen also nicht zur Polizei gehen. Sehen Sie die Einladung der Polizei als eine Gelegenheit, sich zur Sache zu äußern. Von einer Pflicht kann jedoch nicht die Rede sein.

Wie lange dauert es bis man erfährt dass man angezeigt wurde?

Zur Aufnahme einer Strafanzeige sind die Polizei, die Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht befugt. Strafanzeige zu stellen kostet kein Geld und ist an keine Frist gebunden. Die Bearbeitungszeit einer Strafanzeige dauert mindestens mehrere Wochen.

Wie lange dauert es bis eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ist?

Nach der Anklageerhebung dauert es bis zur Hauptverhandlung mehrere Monate – meist 3 bis 6 Monate, je nach Auslastung der Gerichte. Das eigentliche Kernstück des Verfahrens, die Gerichtsverhandlung bzw. Hauptverhandlung vor Gericht, kann an einem einzelnen Tag erledigt sein.

Wann ermittelt die Staatsanwaltschaft ohne Anzeige?

Nach § 152 Abs. 1 StPO ist die Staatsanwaltschaft dann verpflichtet, wenn tatsächliche Anhaltspunkte wegen einer verfolgbaren Straftat vorliegen, einzuschreiten. Der Anfangsverdacht ist also die erste Schwelle, die die Strafverfolgungsbehörde nehmen muss, um eine Straftat zu verfolgen.

Wann darf die Polizei jemanden verhaften?

Die Polizei kann eine Person entweder vorläufig oder aufgrund eines Haftbefehls festnehmen. Eine vorläufige Festnahme im Sinne des § 127 StPO kommt in Betracht, wenn eine Person unmittelbar während oder nach einer Straftat gestellt wird und Fluchtverdacht besteht oder die Identität des Täters nicht feststellbar ist.

Wann darf die Polizei vorläufig festnehmen?

(1) 1Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.

Was sind absolute Haftgründe?

Absoluter Haftgrund der Tatschwere gemäß § 112 III StPO

Normalerweise reicht der dringende Verdacht, dass jemand eine Straftat begangen hat, nicht aus, um eine Untersuchungshaft gegen den Beschuldigten anzuordnen. Für Straftaten im Bereich der schweren Kriminalität formuliert § 112 III StPO eine Ausnahme.