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Wer haftet für pflegefehler?

Gefragt von: Herr Dr. Vladimir Vollmer  |  Letzte Aktualisierung: 10. September 2022
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Wird der Pflegebedürftige falsch gepflegt oder kommt er bei der Pflege sonst zu Schaden (z.B. durch Sturz), spricht man von einem Pflegefehler. Für diesen hat das Pflegeheim zu haften und muss dem Pflegebedürftigen Schadensersatz und Schmerzensgeld leisten.

Wer kann für Schaden an Bewohnern durch die Pflegekraft verantwortlich machen?

Der Pflegedienst haftet dem geschädigten Patienten gegenüber nicht nur für das Verschulden seiner Mitarbeiter, sondern auch, wenn er selbst mindestens leicht fahrlässig den Schaden (mit-)verursacht hat, z.B. bei Schäden, die durch die Auswahl erkennbar unqualifizierten Personals entstehen (§ 831 BGB).

Was passiert bei Pflegefehler?

Pflegefehler haben Konsequenzen in Form von straf- und zivilrechtlicher Haftung. Schadenersatz und Zahlungen von Schmerzensgeld sowie die Bestrafung des Fehlverhaltens sind die Folgen. Bei schwerwiegenden Fehlern kann der Pflegeperson oder der Einrichtung die Pflegeerlaubnis entzogen werden.

Wann liegt ein Pflegefehler vor?

Als Pflegefehler gilt laut § 115 Abs. 3 SGB XI ein Tun oder Unterlassen einer Pflegeperson im Rahmen der professionellen Pflege. Entspricht dieses Tun oder Unterlassen nicht dem aktuellen Standard der Pflege oder weicht es vom wissenschaftlichen Erkenntnisstand ab, handelt es sich um einen Pflegefehler.

Was sind schwere Pflegefehler?

Ein Pflegefehler ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das unbeabsichtigte und versehentliche Ausführen oder Unterlassen einer Maßnahme im Rahmen professioneller Pflege, das nicht dem Pflegestandard entspricht oder vom aktuellen Erkenntnisstand der Pflegewissenschaft negativ abweicht.

Pflegefehler, wer haftet? | einfach erklärt

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Ist ein Dekubitus immer ein pflegefehler?

Ein Dekubitus ist ein großes Problem in der Altenpflege. Für Pflegepersonen ist die Diagnose ein Schock, weil sie darauf hinweisen kann, dass nicht richtig gepflegt wurde und damit ein sogenannter Pflegefehler vorliegt. Für Betroffene, die meist mobil stark eingeschränkt sind, ist ein Dekubitus sehr schmerzhaft.

Was ist eine Körperverletzung in der Pflege?

Viele pflegerische Maßnahmen sind zwar durchaus im Interesse des Bewohners oder Patienten, stellen genau genommen aber eine Körperverletzung dar. Dieses betrifft nicht nur Injektionen oder Katheterisierungen, sondern alle Handlungen, die beim Bewohner Schmerzen oder Unwohlsein auslösen.

Was ist Haftungsrecht in der Pflege?

„(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.

Was sind die Ursachen für pflegefehler?

„Pflegefehler“ können strukturelle Ursachen, wie Personalmangel, Mangel an qualifizierten Pflegerinnen und Pflegern, haben oder auf individuelle Unachtsamkeit oder Leistungs- mängel des Pflegepersonals zurückgehen.

Was versteht man unter grob fahrlässig in der Pflege?

Grobe Fahrlässigkeit bedeutet, dass du grundlegende Pflegerichtlinien missachtest und etwas tust, das nicht dem aktuellen Pflegestandard entspricht – also etwas, das nicht passieren darf.

Wann ist es ein Behandlungsfehler?

Allgemein lässt sich sagen, dass ein Behandlungsfehler dann vorliegt, wenn die Behandlung nicht dem allgemein anerkannten fachlichen Standard entspricht, der im Zeitpunkt ihrer Durchführung besteht.

Was hat ein fehlerhafter medizinischer Eingriff zur Folge in der Pflege?

Fehler bei der Untersuchung des Patienten durch einen Fehler bzw. das Unterlassen der Erhebung oder das Unterlassen der Sicherung von Befunden. Falsche Interpretation von körperlichen Leiden oder Befunden. Nichtreaktion auf eindeutige Befunde oder grundlose Nichtanwendung einer entsprechenden Standardmethode.

Wer haftet bei einem Dekubitus?

Lässt sich aus der Akte entnehmen, dass die Prophylaxemaßnahmen getroffen wurden, der Patient sich aber dennoch im Krankenhaus wundgelegen hat, gilt das Krankenhaus als schuldig und muss die rechtlichen Konsequenten eines Dekubitus tragen. Ist das nicht der Fall, steht dem Patienten ein Schmerzensgeld zu.

Wann haftet der heimträger gegenüber einem Bewohner?

der Heimträger haften daher bei schuldhaften Verstößen gegen vertragliche Pflichten gegenüber dem Bewohner, § 280 Abs. 1 BGB. Freilich kann das „Heim“ oder „der Pflegedienst“ selbst gar nicht handeln. Diese „juristischen Personen“ handeln durch die bei ihnen angestellten Personen.

Wann und wem gegenüber kann eine Pflegekraft Deliktisch haften?

Deliktische Haftung aus unerlaubter Handlung gemäß § 823 BGB: Es haftet, wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper oder die Gesundheit eines anderen verletzt.

Wie können sich Pflegekräfte Haftungsrechtlich schützen?

Bei grober Fahrlässigkeit wiederum haftet die Pflegekraft grundsätzlich vollumfänglich für den eingetretenen Schaden, den sie verschuldet hat. Hier empfiehlt es sich, bei seinem Arbeitgeber nachzufragen, ob dieser auch für solche Fälle eine Betriebshaftpflichtversicherung für seine Arbeitnehmer eingerichtet hat.

Welche Straftaten gibt es in der Pflege?

Natürlich muss es Aufgabe der Pflegeeinrichtung sein, das Selbstbestimmungsrecht des zu Pflegenden zu garantieren, dessen Gesundheit und körperliche Unversehrtheit zu schützen bzw.
...
  • Sterbehilfe. ...
  • Fahrlässige Tötung. ...
  • Aussetzung. ...
  • Körperverletzung. ...
  • Misshandlung von Schutzbefohlenen. ...
  • Fahrlässige Körperverletzung.

Was ist Sorgfaltspflicht in der Pflege?

Beobachtungsverantwortung, zu der das Pflegepersonal im Rahmen der Eigenverantwortlichkeit und Mitwirkung verpflichtet ist. Die Beobachtungsverantwortung umfasst sowohl die Situation des Patienten als auch alle Umstände, die seine Gesundheit beeinflussen können.

Was gibt es für Haftungsarten?

Im deutschen Haftungsrecht gibt es folgende drei Haftungsarten: 1. Verschuldenshaftung (§ 823 BGB und § 831 BGB), 2. die Gefährdungshaftung (§ 833 BGB oder § 7 StVG) 3. die Vertragshaftung (aus vertraglichen Regelungen und Vereinbarungen).

In welchen Fällen kann sich eine Pflegekraft der Aussetzung strafbar machen?

Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe wird bestraft, wer einen Hilflosen, der unter seiner Obhut steht oder für den er zu sorgen hat, einer Gefahr für das Leben oder einer schweren unmittelbaren Gefahr für die Gesundheit aussetzt oder in einer solchen Gefahr im Stiche lässt.

Was darf eine Pflegekraft nicht machen?

Sie dürfen keine Medikamente verabreichen, keine Wunden versorgen, keine Leiden behandeln, keine Spritzen geben oder ähnliches. Natürlich kann auf Wunsch auch eine 24 Stunden Pflege mit den Dienstleistungen eines zugelassenen, ambulanten Pflegedienstes gekoppelt werden.

Wo fängt Gewalt in der Pflege an?

Gewalt beginnt in dem Augenblick, wenn die Pflegekraft es ihrem Patienten gegenüber an Respekt und Höflichkeit fehlen lässt, seine Wünsche außer Acht lässt, ihm ihren eigenen Willen aufzwingt oder ihn vernachlässigt.

Ist ein Dekubitus Körperverletzung?

das Entstehen eines Dekubitus, stellen eine Körperverletzung dar, wenn der Träger nicht beweisen kann, dass der Dekubitus trotz ausreichender Pflege nicht verhindert werden konnte. Ein Dauerkatheter, der einzig zur Erleichterung der Pflege gelegt wurde, kann ebenso eine Körperverletzung darstellen.

Warum ist ein Dekubitus ein Pflegefehler?

Ein Dekubitus ist vor allem dann als schwerer Pflegefehler zu werten, wenn er aufgrund von äußeren Faktoren, wie etwa falscher Lagerung, auftritt. Diese Druckgeschwüre müssen mit allen Mitteln verhindert werden.

Was ist Dekubitusgefährdung?

Grundsätzlich gilt: Je bewegungsunfähiger ein Mensch ist, desto höher ist die Dekubitusgefahr. Zur Einschätzung des Risikos gibt es unterschiedliche spezielle Skalen. Die Haut ist mindestens einmal täglich auf Anzeichen einer beginnenden Druckschädigung zu untersuchen (weiße Flecken, gerötete Hautstellen).